Forstwissenschaftler besucht unseren Stadtwald

Mit Ben Tüxen hat uns ein Forstwissenschaftler besucht und gemeinsam mit Revierförster Beume haben wir eine Exkursion durch unseren Stadtwald gemacht. Seine Meinung zu unserem Wald findet ihr im Menüpunkt Aktuelles. Genauso wie unseren Lösungsvorschlag zu einer teilweisen Stilllegung ökologisch wertvoller Flächen in unserem Wald.


Es geht weiter 

Wir haben uns entschlossen das Bündnis artenreicher Stadtwald in einen eingetragenen Förderverein umzuwandeln. Somit haben wir wesentlich bessere Möglichkeiten um zu informieren, zu agieren und die Bevölkerung aufzuklären.
Wir sind auch dabei ein wirkliches touristisch interessantes Highlight zu entwickeln welches sich spürbar von anderen Angeboten abhebt und eine völlig neue Zielgruppe anspricht. Denn wir glauben, dass wir in Konkurrenz zu Hainich und Harz nicht wirklich neues zu bieten haben.
Ergänzend sollen Führungen, Vorträge und schulische Aufklärung zum Thema Wald durchgeführt werden.
Als Förderverein wollen wir gerne mit allen zusammenarbeiten die den Stadtwald und seine Zukunft sowie seinen Wert so sehen wie wir. Allerdings wollen wir unpolitisch bleiben, uns also keiner Partei anschließen oder von Parteien abhängig werden. Es handelt sich hier um eine Vereinigung von Bürgern für den Wald und das soll auch so bleiben.

Haushaltssperre und wegbrechende Steuereinnahmen 23.06.2010

Laut Interview der TLZ mit Bürgermeister Spielmann vom 23.06.2020, beträgt der Rückgang der Steuereinnahmen der Stadt Heiligenstadt mindestens 5 Millionen Euro. Dazu kommen Verluste der kommunalen Unternehmen in nicht bekannter Höhe.
Und wir diskutieren gleichzeitig über die Stilllegung von Wald im Wert von ca 10 Millionen Euro plus die dann fehlenden Einnahmen aus der Bewirtschaftung in Höhe von mehreren hunderttausend Euro pro Jahr?

Ist das jetzt Humor, Satire oder einfach nur Sarkasmus?

Sitzung des Forst- und Jagdausschusses am 17.Juni 2020

Am 17.Juni 2020 fand in der Stadthalle die Sitzung des Forst- und Jagdausschusses statt. Auf der Tagesordnung fand sich folgender Punkt: Beratung über die zukünftige Waldbewirtschaftung (Vorschlag Dr. Hager)

Ich will an dieser Stelle die Vorstellung kurz kommentieren.

In Zeiten von Corona fand die Sitzung in der Stadthalle statt um genügend Abstand zu den anderen Teilnehmern zu wahren. Wesentlicher Teil der Sitzung war der Beitrag von Dr. Hager und der Vorstellung seiner Vision der Nutzung des Stadtwaldes. Leider war es nicht erlaubt diesen Beitrag zu diskutieren. Dieses Verbot wurde unmittelbar vor Beginn des Vortrages durch den Vorsitzenden des Ausschusses, Herrn Julius Hille, ausgesprochen, obwohl dieser Tagesordnungspunkt ausdrücklich als Beratung in der Tagesordnung angesetzt wurde. Auch eine dementsprechende Änderung der Tagesordnung wurde zu Beginn der Sitzung NICHT beantragt oder beschlossen.

Hauptsächlich ging es in dem Vortrag um einen teilweisen Verzicht auf die forstliche Nutzung im Stadtwald. Das betrifft folgende Flächen: Iberghang Richtung Heiligenstadt, Dün unterhalb des Eselstiegs, den Westhang des Ibergs unterhalb Elisabethhöhe und Maienwand sowie den überwiegenden Teil des Pferdebachtals. Dazu kommt die Forderung entlang der Wanderwege einen 50m breiten Streifen beidseits der Wege nicht zu bewirtschaften.

In Summe ergibt sich nach meinen Berechnungen eine Reduzierung der bewirtschafteten Flächen um 50 Prozent, sprich etwa 1000 Hektar. Wert des Baumbestandes heute etwa 10 Millionen Euro die in einigen Jahren wertlos sind!

Dazu kommen die Flächen, groß wie ein Handtuch, wo sich eine Bewirtschaftung nicht mehr lohnt.

Was sind die Folgen im Falle einer Verabschiedung dieses Vorschlages durch den Stadtrat?

Ökologisch: Vorteile für den Wald gibt es keine. Im Gegenteil, die Arten verarmen, der Wald wird anfälliger für Stürme, die Sicherung der Wanderwege wird aufwändiger und auch optisch wird sich nicht viel ändern. Denn in einem Hochwald kann der Besucher wesentlich weiter als 50 Meter sehen und somit bleiben die bewirtschafteten Flächen natürlich sichtbar.

Neue Tier und Pflanzenarten werden sich nicht ansiedeln weil es in diesen Bereichen zu einer starken Abschattung des Bodens kommt. Die Bereiche wo Buschwindröschen, Himmelsschlüsselchen und andere Frühblüher den Wandrer erfreuen finden sich entsprechend weit ab der Wege.

Und oft taucht die Frage nach der Bindung von CO² im Holz auf welche ja im Urwald nach landläufiger Meinung so hoch sein soll?
Genau das Gegenteil ist der Fall. In einem Urwald wird eine maximale Menge CO² gebunden. Stirbt ein Baum ab und verrottet das Holz, wird das gebundene CO² wieder in die Atmosphäre entlassen. Also ein immerwährender Kreislauf.
Das Holz in einem Wirtschaftswald hingegen wird vielfältig weiter genutzt. In vielen Fällen als Bauholz und damit für Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte vor der Verrottung bewahrt. Und das, in diesem Holz gebundene CO² bleibt im Holz und gelangt nicht in die Atmosphäre.

Globale ökologische Folgen. Deutschland ist ein Netto-Importeur von Holz und Holzprodukten. Auch wenn wir europaweit den größten Holzvorrat in unseren Wäldern haben, reicht dieser Vorrat nicht um unseren Bedarf zu decken. Legen wir also über Gebühr weitere Waldflächen still, nehmen sie also aus der Nutzung, müssen wir mehr Holz importieren als jetzt. Und wenn man weiß, dass unsere Wälder Mitteleuropas zu den produktivsten Wäldern der Welt gehören, und wenn man weiterhin weiß, dass für einen Hektar Waldfläche die bei uns stillgelegt werden 5-10 Hektar der borealen Wälder genutzt werden müssen (meist in Form des bei uns verbotenen Kahlschlags), dann ergibt sich allein daraus eine grundsätzliche Forderung: kein weiterer Verzicht auf Nutzung in unseren Wäldern!
Mir ist es lieber ich sehe woher das Holz stammt, wo es wächst, wie es verarbeitet wird und ich weiß das ich darauf Einfluss nehmen kann, als das auf Kosten unserer Entscheidungen anderswo empfindliche Ökosysteme zerstört werden nur weil wir uns das leisten können!

Oder nehmen wir den Holzimport aus Asien. Dort werden Urwälder gerodet um Holzplantagen anzulegen. Die sind genauso schädlich wie Plantagen mit Anpflanzungen für die Palmölgewinnung!

Ökonomisch: Ich hatte es einleitend schon geschrieben, hier sollen Werte in Millionenhöhe vernichtet werden! Eine Buche wird im Alter von rund 120-160 Jahren geerntet. Zu diesem Zeitpunkt ist ihr Holz erfahrungsgemäß im besten Zustand, der Wert entsprechend hoch. Danach verringert sich der Wert stetig. Sei es durch Pilze, oder Schädlinge. Auch wenn die Buche bis zu 320 Jahren alt werden kann sterben die meisten Buchen weit früher ab. Gerade die Weißfäule und im Moment die Trockenheit führen gerade bei alten Bäumen zu großen Schäden.

Zu diesem Wertverlust kommt noch der jährliche Verlust an Einnahmen durch den Verkauf vom Holz. Das summiert sich ebenfalls auf 200.000-300.000 Euro pro Jahr zulasten der Stadtkasse.

Im Grunde ist eine Stilllegung dieser Größe eine Enteignung der Bürgerinnen und Bürger von Heiligenstadt. Hier wird Kapital vernichtet von dem wir heute nicht wissen ob es zukünftige Generationen nicht dringend benötigen. Stichwort sinkende Zuschüsse durch Land oder Staat. Bereits heute ist absehbar, dass wichtige Steuereinnahmen durch die Corona-Krise wegbrechen werden. Und wir wollen uns einen solchen Luxus leisten?